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Globale Textilindustrie

Wer näht Ihre Kleider?

 

Zusammenfassung

Die erste Installation des Projektes Museo Mundial, die im Naturhistorischen Museum in Nürnberg aufgestellt wurde, gibt Aufschluss über die globale Textilindustrie. Das Objekt in Form eines Kleiderschranks wurde in der West-Afrika-Sektion aufgebaut. Es steht neben einem traditionellen Kente-Webstuhl aus Ghana, traditionellen Kente-Baumwollstoffen sowie einer Königsstatue.

Zwischen diesen zwei Elementen wurde die Textilinstallation platziert. Sie führt das Thema Textilproduktion weiter, indem eine globale Dimension zur industriellen Textilindustrie hinzufügt wird. Es werden dabei folgende Fragen gestellt: Wissen Sie, woher Ihre Kleidung kommt? Wissen Sie, wie sie produziert wurde, von wem und unter welchen Bedingungen?

Im Detail

Die Installation bietet Informationen zur globalen Textilindustrie, indem sie verschiedene Sinne des/der BesucherIn anspricht:

  • Der/die BesucherIn kann Baumwollblüten anfassen und die Geschichte des „Weißen Goldes“ studieren.
  • Ein Puzzle in der Form einer Jeans lädt den/die BesucherIn dazu ein, zu raten, wie sich der Preis im Laufe der einzelnen Produktionsschritte einer Jeans zusammensetzt. Dadurch erfährt er/sie etwas über die Praxis der ungleichen Verteilung des Geldes in der Textilindustrie.
  • Ein Fotobuch bietet Informationen zu den prekären Arbeitsbedingungen, indem es Beispiele aus Südindien, China, Bangladesch und Kambodscha vorstellt. Der/die BesucherIn kann die Fallstudien lesen und dadurch Kenntnisse über die weltweite Ausbeutung der (minderjährigen) TextilarbeiterInnen, die (Gesundheits-)Risiken sowie die Umweltschäden durch Chemikalieneinsatz in der Textilbranche erwerben.
  • Neben den Informationen zur Reise unsere Kleidungsstücke, den Arbeitsbedingungen und der globalen Lohnungleichheit, bietet das Ausstellungsstück auch Vorschläge, was man als KonsumentIn tun kann. Der Kleiderschrank bietet dafür Folgendes:
  • Informationen zu Upcycling als Alternative. Der/die BesucherIn kann einen Flyer mit nach Hause nehmen, auf dem sich Adressen lokaler Geschäfte sowie Onlineshops finden, die upgecycelte Kleidung anbieten. Außerdem findet sich auch eine Anleitung wie man ein altes Herrenhemd zu einer trendigen Tunika umwandeln kann. Der/die BesucherIn erwirbt damit die Kompetenz, Upcycling als eine Alternative des täglichen Konsums zu wählen.
  • Informationen zu öko-fairem Einkauf und öko-fairen Zertifikaten. Drei T-Shirts hängen an einer Kleiderstange und erklären die verschiedenen öko-fairen Siegel sowie die positiven Auswirkungen auf die Bekleidungsindustrie. Der/die BesucherIn erhält damit die Möglichkeit in seiner/ihrer Rolle als VerbraucherIn eine informierte Entscheidung zu treffen, welches Textilprodukt er/sie – unter Berücksichtigung der Informationen über die globale Textilproduktion, die er/sie durch den interaktiven Kleiderschrank erworben hat – kaufen möchte.
  • Diese Installation bezieht sich vor allem auf das Millenniumsentwicklungsziel (MDG) 1 („Bekämpfung von extremer Armut und Hunger“) und MDG 7 („Ökologische Nachhaltigkeit“). Indem sie die Produktionskette der Textilbranche erklärt, bietet die Installation viele Anknüpfungspunkte, an denen sowohl die ökologogische Nachhaltigkeit als auch das Ziel 1B „ein menschenwürdiges Leben für alle“ dargestellt werden können.  
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Ein Überblick der Installation zur globalen Textilproduktion

Der interaktive Kleiderschrank in der Draufsicht

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Ein Puzzle zur ungleichen Verteilung der Gewinne in der Textilindustrie

Auf drei T-Shirts werden drei verschiedene öko-faire Siegel und deren positiver Einfluss auf die Bekleidungsindustrie erklärt

    Budget

    Bau des Kleiderschranks

    1200 €

    Design der gesamten Installation

    800 €

    Druck des gesamten Designs

    150 €

    Lektorat des gesamten Designs

    60 €

    Foto-Nutzungsrechte

    150 €

    Fotobuch / Lektorat

    40 €

    Fotobuch / Druck

    50 €

    Öko-faire Kleidung

    50 €

    Öko-faire Kleidung / Bedrucken

    80 €

    Upcycling Flyer / Druck

    30 €

    Transport des Kleiderschranks

    150 €

    Baumwollblüten

    Verfügbar mit Museum

    Gesamtsumme

    2860 €

    Schritt-für-Schritt-Anleitung

    1. Schritt:

    Wahl des Objekts und Themas

    Entscheiden Sie gemeinsam, zu welchem Thema und mit welchem Objekt Sie arbeiten möchten. Die Form jeder Installation hängt sehr stark vom jeweiligen Museum und seinen Ausstellungsstücken ab. Mögliche Objekte, die man mit diesem entwicklungspolitischen Thema verbinden könnte, sind Stoffe, Gewänder, Webmaschinen, Baumwolle, Instrumente zum Färben von Stoff oder Pflanzen, die zum Färben genutzt werden.

    Denken Sie daran, eine verständliche und einfache Verbindung zu den bereits bestehenden Ausstellungsstücken herzustellen.

    → Versuchen Sie so nah wie möglich an dem Objekt, mit dem Sie arbeiten möchten, zu bleiben. Ziehen Sie Verbindungen zu der Region, den Personen und dem Erzählstil des Ausstellungsstücks.

    Wählen Sie einen Aspekt des Themas, das sowohl komplex genug als auch genau genug definiert ist. Möchten Sie einen Überblick über die globale Textilindustrie anbieten? Oder möchten Sie sich auf einen bestimmten Aspekt konzentrieren – wenn ja, welcher?

    → Da die globale Textilindustrie ein großes und komplexes Thema ist, in dem man sich schnell verlieren kann, empfehlen wir, sich auf einen bestimmten Aspekt zu konzentrieren. Es bieten sich z.B. an: Die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken, die Geschichte der Baumwolle als „weißes Gold“, die ungleiche Verteilung der Löhne, Alternativen wie öko-faire Siegel oder Upcycling.

    Entwickeln Sie eine interessante Methode, die Sie für die Implementierung der Idee nutzen können. Überprüfen Sie, wie viel Platz Ihnen im Museum zur Verfügung steht, welche technischen Möglichkeiten das Museum bieten kann, welche Zielgruppe Sie ansprechen wollen und wie viel Geld Sie investieren können.

    → Denken Sie erst mal in kleinen Dimensionen und fangen Sie klein an. Im Laufe des Prozesses werden automatisch zusätzliche Ideen auftauchen – also seien Sie darauf vorbereitet etwas Geld einzuplanen, das für spätere Investitionen zur Verfügung steht.

    2. Schritt:

    Einen ersten Entwurf erstellen

    Entwerfen Sie eine erste Skizze, die Ihre Ideen und die Ihrer Partner zusammenbringt. Dieser Entwurf sollte schon einen Finanzierungsplan beinhalten, so dass Sie die Umsetzbarkeit Ihrer Idee überprüfen können. Es sollte außerdem einen Zeitplan beinhalten. Legen Sie einen Entwurf fest, dem alle zustimmen und senden Sie diesen an alle Partner.

    → Schreiben Sie jeden Produktionsschritt auf und vergessen Sie auch nicht die kleinen Details. Ein Beispiel: Es scheint erst ausreichend, nur die „Produktion eines Fotobuches: 50 €“ zu notieren, aber bedenken Sie, dass zusätzlich Kosten für einen Lektor, einen Designer, für Nutzungsrechte, laminiertes Papier sowie Versandkosten für den Transport auf Sie zukommen. Die Summe dieser Details wird Ihnen veranschaulichen, dass dieses Element teurer werden wird als Sie gedacht haben (in unserem Fall waren es 130 €).

    3. Schritt:

    Kostenabschätzung

    Fragen Sie bei jedem Produktionsschritt nach einer Kostenschätzung. Versuchen Sie zudem, mehrere Kostenvoranschläge einzuholen, sodass es Ihnen möglich ist das beste Angebot auszuwählen. Vergleichen Sie die Gesamtsumme der Schätzungen mit Ihrem Budgetplan um diesen notfalls anzupassen. Suchen Sie die Partner aus, mit denen Sie zusammenarbeiten möchten.

    4. Schritt:

    Erstellung der Inhalte

    Tragen Sie alle Inhalte zusammen, die auf den Infoschildern des Kleiderschranks – oder auf einem anderen Objekt Ihrer Wahl – auftauchen sollen. Bitten Sie Ihre Partner, diese erste Version Korrektur zu lesen, damit Sie Missverständnisse schon zu einem frühen Zeitpunkt ausschließen können.

    Wählen Sie Bilder, Graphiken und Videos aus, die Ihren Inhalt unterstreichen. Fragen Sie den Beisitzer der Urheberrechte, ob sie sein/ihr Material für Bildungszwecke nutzen können. In manchen Fällen müssen Sie vielleicht für die Nutzung des Materials zahlen.

    Bauen Sie ein Modell des Kleiderschranks/ des Objekts, das Sie sich vorstellen. Sie können dafür Pappe, Lego oder etwas Ähnliches nutzen. Die Visualisierung Ihrer Idee hilft, Fragen und Probleme festzustellen, die Sie mit dem Tischler besprechen möchten. Es hilft außerdem, die Größe der einzelnen Elemente in ein Verhältnis zueinander zu setzen.

    5. Schritt:

    Erste Entwürfe für TischlerIn und DesignerIn

    Senden Sie einen ersten Entwurf an den/die TischlerIn, der die gewünschte Größe des Objekts, Ihre Texte und Bilder beinhaltet, sodass er/sie einen Plan (technische Zeichnung) erstellen kann. Übermitteln Sie diesen Plan an den/die DesignerIn, damit er/sie mit dem allgemeinen Layout beginnen kann.

    → Beginnen Sie die Absprachen mit dem/der TischlerIn und dem/der DesignerIn so früh wie möglich, da die Entwicklung des allgemeinen Konzepts ebenfalls etwas Zeit einnimmt.

    6. Schritt:

    Finalisieren des Konzepts

    Finalisieren Sie das Konzept, das für den/die TischlerIn nötig ist, d.h. den Text, die Bilder und andere Methoden, die Sie nutzen möchten. Bitten Sie Ihre Partner um ein finales Korrekturlesen. Bezahlen Sie einen professionellen Lektor, wenn Sie dies in Ihrem Finanzierungsplan vorgesehen haben. Senden Sie dieses Konzept zum/zur DesignerIn.

    → Identifizieren Sie die „unabhängigen Ideen“, die auch zu einem späteren Zeitpunkt noch hinzugefügt werden können. In unserem Fall waren das: Ein Fotobuch zu den prekären Arbeitsbedingungen (in Bangladesch, Indien, China, Kambodscha), drei T-Shirts mit öko-fairen Siegeln (GOTS, TransFair, FairWear), eine Kleider-Etiketten-Installation und Flyer mit Informationen zum Thema Upcycling. Konzentrieren Sie sich in diesem Schritt auf den Hauptinhalt, die „Extras“ können warten.

    7. Schritt:

    Letzte Korrekturschleife

    Korrekturschleifen: Mehrere Korrekturschleifen werden das finale Produkt professionalisieren. Bitten Sie den Designer um 2-3 Korrekturschritte. Stellen Sie fest, wer im Museum seine Billigung des finalen Produkts geben muss. Versuchen Sie diesen Kreis so klein wie möglich zu halten. Machen Sie den Korrekturprozess für alle Partner transparent.

    Stellen Sie parallel die „Extras“ fertig: Wenn das Hauptobjekt fertiggestellt ist, können Sie sich auf die kleinen Extras (so wie in unserem Fall das Fotobuch) konzentrieren. Sie werden auch hier wieder den/die LektorIn, den/die DesignerIn und die Druckerei kontaktieren müssen – das wird einige Zeit dauern.

    Wenn Sie ein Fotobuch zu den prekären Arbeitsbedingungen entwickeln wollen, planen Sie etwas Zeit für die Recherche, die Urheberrechtsfragen und das Korrekturlesen ein.

    Der Erklärungstext zu den öko-fairen Siegeln, die wir auf öko-faire T-Shirts gedruckt haben, benötigte etwas Zeit. Zudem müssen auch hier die verantwortlichen Personen ihre Zusage geben.

    → Und woher bekommt man so viele Kleider-Etiketten her? Nun, wir haben unsere KollegInnen und FreundInnen gebeten Ihre Kleider-Etiketten auszuschneiden – was nicht nur ein Spaß, sondern auch lehrreich war.

    8. Schritt:

    Transport zum Museum

    Stellen Sie alles fertig: Nachdem Sie ihr „okay“ gegeben haben, wird der Designer das finale Design an eine Druckerei senden und das gedruckte Design wird dem Tischler geschickt. Das finale Produkt muss dann zum Museum transportiert werden. Finden Sie eine verlässliche Spedition. Außerdem kann es hilfreich sein, mit dem Tischler abzusprechen wie man eine Holzinstallation am besten gegen Schäden absichert. Erfahrene Tischler können bei Bedarf eine Box für den Transport erstellen.

    → Beachten Sie, dass die Kommunikation zwischen den drei Akteuren Tischler, Spedition und Museum sehr wichtig ist. Es könnte hilfreich sein, die Nummern auszutauschen. Sowohl der Tischler als auch das Museum möchten wissen, zu welcher Zeit die Spedition ankommt, damit dann auch jemand anzutreffen ist.

    Unsere Erfahrungen

    Pro & Contra

    Pro

    • Der Kleiderschrank als Ausstellungsstück passte gut zum Thema Textilproduktion. Wir merkten bei diesem Ausstellungsstück, dass die Übereinstimmung von Thema und Installationsmethode die Wirkung auf den/die BesucherIn erhöht.
    • Eine komplexe Installation wie ein Kleiderschrank erlaubt es, verschiedene didaktische Methoden an einem Platz zu implementieren.
    • Verschiedene Sichtpunkte und Höhen im Kleiderschrank adressieren verschiedene Alterszielgruppe.

    Contra

    • Die Entwicklung eines komplexen Ausstellungsstücks benötigt mehr Zeit.

    Lernerfahrungen

    • Erstellen Sie Ihren Finanzierungsplan mit einem Puffer: Während der Implementierung können ungeplante Änderungen passieren. Während der Implementierung unseres Ausstellungsstücks fanden wir z.B. heraus, dass das Design des Puzzles nicht so funktionierte wie wir das geplant hatten. Dies bedeutete, dass wir den Designer um eine Anpassung bitten mussten, einige der Sticker neu gedruckt werden mussten und dass der Tischler den Kleiderschrank anpassen musste.
    • Ein Thema – in unserem Fall Textilproduktion – hat viele Facetten. Wir versuchten diese alle anzusprechen. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht empfehlenswert. Versuchen Sie daher Ihr gewähltes Thema auf einen Aspekt, den Sie näher erläutern möchten, herunterzubrechen.

    Internetlinks + andere Quellen

    Kampagne für Saubere Kleidung:

    www.saubere-kleidung.de/

    Kampagne für Saubere Kleidung: Living Wage – Existenzlohn!

    www.saubere-kleidung.de/index.php/living-wage-existenzlohn

    Kampagne für Saubere Kleidung (2013): Sandgestrahlte Jeans - Breathless for Blue Jeans

    www.saubere-kleidung.de/index.php/kampagnen-a-themen/sandstrahlen-und-jeans/293-sandgestrahlte-jeans-breathless-for-blue-jeans

    Fair Trade Center (2012): Still fashion victims? - Monitoring a ban on sandblasted denim (englisch)

    www.fairtradecenter.se/sites/default/files/English version_Still fashion victims Monitoring a ban on sandblasted denim (2012)_0.pdf

    FairWear Foundation (englisch):

    www.fairwear.org

    Global Organic Trade Standard:

    www.global-standard.org/de/

    International Labour Organization (ILO):

    www.ilo.org/berlin/lang--de/index.htm

    Christliche Initiative Romero: Siegel und Standards unter der Lupe

    www.ci-romero.de/gruenemode-siegel/

    Greenpeace: Wegwerfware Kleidung

    www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf

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