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Überfischung im südlichen Pazifik

Die Jagd nach mehr

 

Zusammenfassung

Thunfisch, eine der traditionellen Nahrungsquellen der BewohnerInnen des Südpazifik, gehört heute zu den bedrohten Fischarten, da internationale Fangflotten große Mengen fangen und verarbeiten. Das bedroht nicht nur die verschiedenen Thunfischarten, sondern ebenso die Nahrungssicherheit der örtlichen Bevölkerung, die kaum eine Alternative zum Fischfang haben.

Die Installation befindet sich in der Pazifikausstellung in unmittelbarer Nähe von Bootsmodellen und traditioneller Fangausrüstung und zeigt auf Knopfdruck am Beispiel des Gelbflossen-Thunfischs das Verhältnis von Fangmenge und verbliebenem Bestand zu drei verschiedenen Zeitpunkten (1950, 1980 und heute = 2014) . Ein kurzer Text verweist auf das Problem und ein beiliegender Einkaufsführer bietet Alternativen zu den besonders bedrohten Fischarten an.

Im Detail

Die Installation ist in sich sehr kompakt.

  • Die Installation lädt dazu ein, drei mögliche Knöpfe zu drücken. Jeder Knopfdruck ruft im direkten Vergleich die Fang- und Bestandsituation eines bestimmten Jahres hervor (1950, 1980 und heute, d.h. 2014). Von 1950 bis heute sank der Thunfischbestand um zwei Drittel und die Fangmenge stieg um das 20fache. Dieses Verhältnis wird durch einzelne kleine Lichtpunkte visualisiert.
  • Text und Karte direkt auf der Oberfläche der Lichtinstallation weisen auf die geografische Verortung und das Thema hin:
    "Ein Drittel des weltweiten Thunfischfangs findet im Pazifischen Ozean statt. Dabei ist besonders der Zentral- und Westpazifik betroffen. Der dort vorkommende Gelbflossen-Thunfisch wird als Speisefisch nicht nur von den Menschen Ozeaniens geschätzt. 90% der Thunfische werden heute von fremden Fernfangflotten gejagt und auf dem Weltmarkt verkauft.
    Der Thunfisch wird weltweit in so großen Mengen gefangen, dass eine weitere Ausweitung der Fischerei laut Welternährungsorganisation FAO den Zusammenbruch vieler Bestände bedeuten würde. Bei einigen Thunfischarten ist dieser Fall bereits eingetreten. Die Naturschutzorganisation WWF verzeichnet einen Rückgang der weltweiten Thunfischbestände um bis zu 90 % in den letzten Jahren.
    Doch welchen Fisch kann ich dann noch essen? Greenpeace rät, bei Fischkauf auf Bio- und Umweltsiegel zu achten, wie z.B. das MSC-Zeichen für nachhaltige Fischerei. Eine gute Orientierung bietet auch der WWF-Einkaufsratgeber."
  • Ergänzt wird die Installation durch einen Einkaufsratgeber von Greenpeace, der darüber Auskunft gibt, welcher Fisch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten bedenkenlos gegessen werden kann.
  • Die Installation bezieht sich auf das Millenniumsentwicklungsziel (MDG) 7: „Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit“ bzw. Zielvorgabe 7a „Die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung in einzelstaatliche Politiken und Programme integrieren und den Verlust von Umweltressourcen umkehren“ und Zielvorgabe 7.B „Den Verlust an biologischer Vielfalt reduzieren, mit einer signifikanten Reduzierung der Verlustrate bis 2010“. Ebenfalls berührt werden MDG 1 „Beseitigung der extremen Armut und des Hungers“ und MDG 8 „Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft“
Overview_Overfishing

Eine Übersicht der Installation zum Thema Überfischung in der Pazifikabteilung des Museums

Die Informationstafel der Installation zum Thema Überfischung

Über das Touchpad können die BesucherInnen die verschiedenen Jahre anwählen

    Budget

    Konstruktion der Lichtinstallation

    2600 €

    Design und Druckkosten

    270 €

    Gesamtsumme

    2870 €

    Schritt-für-Schritt-Anleitung

    1. Schritt:

    Wahl von Objekt und Thema

    Besonders geeignet zur Anknüpfung sind Ausstellungen, die Fischfang und/oder Meer und Küste thematisieren. Auch andere Formen der Jagd oder auch der Ernährung können ein Anknüpfungspunkt sein.

    → Interessant ist es, traditionelle und heutige Methoden zu kontrastieren. Wirtschaftliche und technische Effektivität stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Gefährdung von Arten. In unserem Fall sind es die industriellen Fangflotten gegen die kleinen individuellen Fischerboote.

    → Nicht kulturelle Unterschiede, sondern individueller Lebensstil ist hier das Thema. Biodiversität in Ozeanien scheint weit entfernt, doch stammt ein großer Teil des Thunfischs auf unseren Tellern aus dem Südpazifik. Hier sind zusätzliche Informationen gefragt: Wie viel Thunfisch wird exportiert und in Deutschland verkauft?

    → Weniger ist mehr

    Das Thema ist groß. Deshalb haben wir es auf einen Hauptaspekt heruntergebrochen, nämlich eine Fischart.

    2. Schritt:

    Technische und andere Gegebenheiten prüfen

    Eine Lichtinstallation sollte an einer Stelle stehen, wo die Lichtverhältnisse stabil sind. Außerdem kann direktes Tageslicht in der Umgebung die Wirksamkeit einschränken. Die Stromversorgung muss unauffällig gegeben sein.

    Falls die Installation in einer Vitrine stehen soll, darf sie nicht zu viel Wärme entwickeln und keine schädlichen Ausdünstungen hervorrufen. Wir nutzten LED-Leuchten um die Hitzeentwicklung zu minimieren.

    Die Installation muss sicher fixiert werden. In den meisten Fällen dürfte es schwierig sein, sie direkt im Fußboden zu verankern. Hier ist eine gute Beratung nötig. Die „Kontrollplatte“ der Installation mit den Knöpfen ist eine Metallkonstruktion, deren Fuß unter einem Podest „verschwindet“ und so fest und sicher steht.

    3. Schritt:

    Kostenplanung

    Für unsere Installation benötigten wir vier unterschiedliche Dienstleister, einen Schreiner für die Holzkonstruktion, hinter der die technische Ausstattung verborgen ist, einen Elektriker für die Lichtanlage, eine Designerin für die Gestaltung der Infoplatte und die Druckerei für deren Druck.

    Die Kosten für die Lichtanlage hängen von den Erfordernissen ab sowie von der Zahl der Knöpfe, die die BesucherInnen bedienen sollen. Von der Zahl der Lichtpunkte hängt wiederum ab, wie viele Projektoren nötig sind. In unserer Installation brauchten wir 5 Projektoren mit jeweils 33 Lichtpunkten. Diese 165 Lichtpunkte stehen für den Thunfisch und für die Fangmengen. Wir nutzten nur weißes Licht und drei Zeitpunkte, d.h. drei Knöpfe, um die Installation gleichzeitig günstig und vor allem für die BesucherInnen überschaubar zu machen.

    4. Schritt:

    Inhalte festlegen

    Die Schlüsselinformationen wurden für die Infotafel zusammengestellt (siehe Details)

    5. Schritt:

    Koordination der Handwerker und Dienstleister

    Alle Arbeitsschritte müssen Hand in Hand ablaufen. Museumserfahrene SchreinerInnen haben meist ElektrikerInnen, mit denen sie zusammenarbeiten. Wichtig war hier, dass die Designerin, Schreiner und Elektriker sich immer klar waren, wo genau die Lichter sein sollten.

    → Wichtig: die „Kontrollplatte“ mit den Knöpfen in einer Höhe installieren, die auch Kindern und Rollstuhlfahrern den barrierefreien Zugang erlaubt.

    6. Schritt:

    Letzte Korrekturen

    Die Installation ist schwer und unhandlich und entsprechend teuer ist der Transport. Deshalb ist ein Durchchecken vor dem Transport keine verlorene Zeit.

    7. Schritt:

    Installation im Museum

    Im Museum ist noch einiges zu tun, um die Installation zu fixieren und Kabel „verschwinden“ zu lassen. Zusätzlich wurde die Oberfläche der Licht- und Infoplatte mit einem Lack behandelt.

    → Neben die Installation haben wir noch einen kleinen Einkaufsratgeber Fisch von Greenpeace zum Mitnehmen ausgelegt. Die Zahl der mitgenommenen Flyer ermöglicht auch einen Überblick über die Wahrnehmung der Installation durch BesucherInnen.

    Unsere Erfahrungen

    Pro & Contra

    Pro

    • Direkter Bezug zum Einkaufszettel und Speiseplan der meisten Museumsbesucher – auch bei Kindern.
    • Das interaktive Element auf Knopfdruck ermöglicht selbstgesteuertes Lernen.

    Contra

    • Das Budget ist relativ hoch.
    • Die Entwicklung war komplex – die Lichtdioden entsprechen den tatsächlichen Zahlenverhältnissen.
    • In unserer Installation stehen zwei miteinander zusammenhängende grafische Darstellungen nebeneinander: die Fangmenge und die Thunfischbestände. Diese doppelte Darstellung wird aber nicht von allen BesucherInnen wahrgenommen und deshalb nicht immer verstanden.

    Lernerfahrungen

    • Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Zu überlegen ist, ob das Bild noch klarer werden kann.

    Besucherreaktionen

    • “Mehr Karpfen, weniger Thunfisch essen”. Viele BesucherInnen loben den beiliegenden Einkaufsratgeber und geben an, zukünftig bewusster Fisch einkaufen zu wollen.
    • Einigen BesucherInnen ist das Licht zu hell.
    • Andere geben an, dass die Lichtinstallation nicht „plakativ“ genug sei. Die Unterschiede seien vor allem zwischen 1950 und 1980 nicht deutlich genug. Sie sehen die Verbindung zwischen den zwei miteinander korrelierenden Bildern – Fangmenge und Fischbestand – nicht.

    Internetlinks + andere Quellen

    Lexikon der Nachhaltigkeit: Überblick über politische Strategien zur nachhaltigen Fischerei (letzter Aufruf 2015/12/21)

    www.nachhaltigkeit.info/artikel/nachhaltige_fischerei_1786.htm

    World Wild Fund For Nature: Einkaufsführer Fisch (letzter Aufruf 2015/12/21)

    www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/vernuenftig-einkaufen/einkaufsratgeber-fisch/einkaufsratgeber-fisch/

    World Wild Fund For Nature: Beifangrechner (letzter Aufruf 2015/12/21)

    http://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/vernuenftig-einkaufen/beifangrechner/

    Greenpeace:Zusammenfassung zur nachhaltigen Fischerei (letzter Aufruf 2015/12/21). Über Greenpeace ist auch ein Einkaufsführer bestellbar

    www.greenpeace.de/node/12503

    Inkota-Netzwerk: zweiseitiges Infoblatt zum Thema Infoblatt im Kontext der Welternährung (letzter Aufruf 2015/12/21)

    www.inkota.de/uploads/tx_ttproducts/datasheet/INKOTA_Infoblatt10_%C3%9Cberfischung.pdf

    Marine Stewardship Council: ein Siegel für nachhaltige Fischerei.

    www.msc.org

    Greenpeace: Eine kritische Einordnung des MSC-Siegels ist bei Greenpeace zu finden. (letzter Aufruf 2015/12/21)

    www.greenpeace.de/themen/meere/greenpeace-bewertung-von-marine-stewardship-council-msc

    Coral Triangle Initiative: eine Initiative zum Schutz der Ressourcen im Südpazifik (letzter Aufruf 2015/12/21)

    www.coraltriangleinitiative.org

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