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Pharmatopia

Zwischen Traum und blanker Not

 

Zusammenfassung

Pharmatopia war die erste tschechische Museo-Mundial-Installation. Der Name Pharmatopia verweist auf eine Verbindung zwischen der Pharmaindustrie und Utopia, der idealen Gesellschaft. Die gemeinsam mit dem Künstler Marek Schovánek realisierte Installation hinterfragt das Vertrauen in Pharmaprodukte. Sie wurde im Museum für Zeitgenössische Kunst DOX in Prag eingerichtet.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Zugang zu Medikamenten nach wie vor ein wichtiges Problem der Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern. Dort werden nur 60% aller Medikamente durch den öffentlichen Gesundheitssektor bereitgestellt. Im Privatsektor dagegen sind die Preise lebenswichtiger und unentbehrlicher Medikamente fünf bis sechs Mal höher als die international empfohlenen Preise.

Im Detail

  • Die Installation beruht auf einer bereits existierenden Arbeit von Marek Schovánek. Sie besteht aus rund hundert bunten tablettenförmigen Artefakten, die jeweils mit Symbolen von Träumen und Sorgen versehen sind. Diese Zeichen und Wörter stehen für die Aspekte der Gesellschaft, die in den Augen vieler Menschen durch technologische oder pharmazeutische Mittel erreicht oder geheilt werden können: Freiheit, Liebe, Leidenschaft, Hoffnung bzw. Schmerz, Trauer, Hass usw.
  • Die wichtigste Frage ist: Dienen die uns angebotenen Medikamente dem Kampf gegen Krankheiten oder lassen sie uns einfach an eine zukünftige Traumwelt glauben? Marek Schováneks Installation spiegelt die Träume, die uns die Pharmaindustrie vorgaukelt und kritisiert zugleich unsere überzogenen Wünsche. Die Farbigkeit der Pillen und Tabletten verspricht den BesucherInnen eine bunte und fröhliche Zukunft ohne Sorgen. Aber wird hier tatsächlich ein besseres Leben in Aussicht gestellt? Oder handelt es sich um ein Utopia voll falscher Hoffnungen? Auf diese Art und Weise hinterfragt die Installation das Vertrauen in die Pharmaindustrie.
  • Die Ausstellung berührt außerdem die Frage, inwieweit der Handel mit Medikamenten sich auf die ökonomisch entwickelten Staaten konzentriert und bis zu welchem Grad er die Bedürfnisse der Menschen in den weniger entwickelten Staaten und Regionen berücksichtigt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Zugang zu Medikamenten nach wie vor ein wichtiges Problem der Armen in den sogenannten Entwicklungsländern. Dort werden nur 60% aller Medikamente durch den öffentlichen Gesundheitssektor bereitgestellt. Im Privatsektor dagegen sind die Preise unentbehrlicher Medikamente fünf bis sechs Mal höher als die internationalen Vergleichspreise. 
  • Kurze Begleittexte kommentieren die Produktionsbedingungen und Verteilungsmechanismen von Medikamenten in den am wenigsten entwickelten Staaten. Die Zukunftsversprechen der Pharmabranche und –technologie stehen in einem eklatanten Widerspruch zur grausamen Realität.
  • Die Installation greift das Millenniumentwicklungsziel (MDG) 8 („Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft“) auf und insbesondere Zielvorgabe 8.E: „In Zusammenarbeit mit den Pharmaunternehmen unentbehrliche Arzneimittel zu bezahlbaren Kosten in den Entwicklungsländern verfügbar machen.“
  • Die Installation wurde in einer Ausstellungshalle direkt neben dem Zugang zum Innenhof des Museums für Zeitgenössische Kunst DOX in Prag realisiert.
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Die Installation besteht aus rund hundert bunten tablettenförmigen Artefakten

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Die Eröffnungsveranstaltung der Installation im Museum

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Der Künstler Marek Schovánek nahm ebenfalls an der Eröffnungsveranstaltung teil

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Eine Besucherin liest die Informationstafel

    Budget

    Vorbereitung und Design durch Schovánek

    923 €

    Übersetzung

    96 €

    Transport und Aufbau

    1154 €

    Gesamtsumme

    2173 €

    Schritt-für-Schritt-Anleitung

    1. Schritt:

    Vorgespräche mit verschiedenen Künstlern

    Am Beginn standen Gespräche mit verschiedenen Künstlern, Architekten und Fachleuten für engagierte und politische Kunst, um Konzepte zu entwickeln. So entstanden in den ersten fünf Wochen die grundlegenden Ideen für die ersten Installationen.

    2. Schritt:

    Verhandlungen mit dem Museum

    Das DOX ist eines der berühmtesten tschechischen Museen. Aus diesem Grund wählten wir es aus, da wir davon ausgehen konnten, dass die öffentliche Wirkung hier am größten sein würde. Am längsten dauerten die Verhandlungen um die Bedingungen für den Aufbau der Installation. Zu Beginn schienen die Verhandlungen reibungslos, doch bald schon zeigte sich, dass es nicht einfach sein würde, die Erfordernisse von Museo Mundial mit den gewohnten Abläufen und der Programmplanung des Museums in Einklang zu bringen.

    Schließlich gab uns die Museumsleitung grünes Licht und empfahl uns verschiedene Künstler für die Zusammenarbeit. Einer von ihnen war Marek Schovánek, der letztendlich die Installation umsetzte. Dieser Prozess dauerte etwa vier Wochen.

    3. Schritt:

    Verhandlungen mit dem Künstler

    Marek Schovánek lebt die meiste Zeit in Berlin, so dass unsere Kommunikation zunächst elektronisch lief. Er zeigte großes Interesse an einer Zusammenarbeit, so dass wir uns in Prag trafen, zunächst er und das Museo-Mundial-Team, später kamen Repräsentanten des Museums hinzu.

    Die Gespräche mit Marek Schovánek und die Vorbereitung des Materials liefen sehr kreativ und die Zusammenarbeit funktionierte gut. Der Künstler war sehr offen und beteiligte sich aktiv an der Gestaltung der Installation. Dieser Schritt dauerte rund fünf Wochen.

    4. Schritt:

    Endgültige Ideen

    In Zusammenarbeit mit dem Museum und dem Künstler legten wir das endgültige Aussehen der Installation fest.

    Zu Beginn planten wir, die Installation ein Jahr lang in der Ausstellung zu lassen. Leider stellte sich heraus, dass sie nur zwei Monate lang gezeigt werden konnte. Wir akzeptierten diese Veränderung, denn wir gingen davon aus, dass dieses sehr bekannte Museum mehr BesucherInnen anziehen würde als andere Häuser. Außerdem war es für uns wichtig, gute Beziehungen zur Kunstszene zu halten. Schritt vier dauerte circa drei Wochen.

    5. Schritt:

    Aufbau und Eröffnung

    Das Museum für Zeitgenössische Kunst stellte die Infrastruktur, die der Künstler benötigte, auf eigene Kosten: den Aufbau, die Anpassung der Beleuchtung und alles, was für eine erfolgreiche Eröffnung nötig war einschließlich der Erfrischungen. 5000 Informations-Flyer wurden zum Verteilen an die MuseumsbesucherInnen gedruckt, Infomaterial über die Millenniumentwicklungsziele (MDG) lagen aus. Eine Broschüre über die MDG und die nachfolgende Post-2015-Agenda “From Executory Plans to the New Goals” wurde von der Nichtregierungsorganisation Czechia against Poverty (GCAP Czech) bereitgestellt.

    Alle technischen Dinge wurden sehr professionell durch das Museum geregelt. Das Museum benötigte fünf Werktage für den gesamten Aufbau nach den Wünschen des Künstlers.

    Die Installation wurde in enger Kooperation aller Partner – Museum, Künstler und Educon – fertiggestellt. Gleiches gilt für die Eröffnung, Educon versandte die Einladungen an die Gäste. 130 Menschen nahmen an dieser Veranstaltung teil. 

    Unsere Erfahrungen

    Pro & Contra

    Pro

    • Die Installation wurde sehr professionell vorbereitet und wurde von der Presse gut aufgenommen.
    • Insgesamt sahen mehr als 7000 BesucherInnen Pharmatopia.
    • Pharmatopia war erfolgreich, denn es brachte das Thema in die Kunstszene ein und gewann die Aufmerksamkeit eines eher kunstinteressierten Publikums. Auch wenn die Installation nur zwei Monate stand, erreichte sie ein größeres Publikum als sie es in einem Jahr in einem anderen Museum hätte erreichen können.

    Contra

    • Die Installation wurde nur für kurze Zeit gezeigt.

    Internetlinks + andere Quellen

    DOX Gallery: Seite des Museums für Zeitgenössische Kunst und der Ausstellung “Pharmatopia” (englisch)

    www.dox.cz/en/exhibitions/marek-schovanek-pharmatopia

    Marek Schovanek: Der Künstler und sein Werk (englisch)

    www.marekschovanek.com/

    Europäische Kommission: Entwicklungsländer sollen leichteren Zugang zu Generika bekommen

    www.ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/13598_de.htm

    Ärzte ohne Grenzen: Zugang zu Medikamenten

    https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/zugang-zu-medikamenten

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